Wissenswertes

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Fachbegriffe einfach erklärt.

Familienaufstellung

Die Familienaufstellung ist eine Methode der Systemischen Therapie, in welcher einzelne Personen stellvertretend für Familienmitglieder im einem Raum aufgestellt werden.
Die Person, die die eigene Familie aufstellt, macht dies so lange, bis die jeweiligen Protagonisten, die die Familienmitglieder darstellen, so zueinander stehen, dass es sich für die/den AufstellerIn stimmig anfühlt.
Die Aufstellung zeigt oft ein Bild, welches sich -meist unbewusst- durch das Familienleben und den einzelnen Lebenserfahrungen der Familienmitglieder in der Psyche des/der AufstellerIn abgespeichert hat. Nicht selten werden Dinge sichtbar, die ein besseres Verständnis für vorhanden Konflikte, Tabuisierungen innerhalb der Familie, wiederkehrende Probleme u.a. fördern. Der/die AufstellerIn wird durch die Aufstellung geführt und begleitet und hat die Möglichkeit, auch sich selbst durch eine/n Protagonistin aufzustellen und dadurch von außen im geschützten Rahmen auf die Familie zu schauen. Ein Ziel der Aufstellung ist, die jeweiligen Gründe für einzelner Familienmitglieder für ihr Verhalten zu eruieren und dadurch ein Verständnis zu entwickeln, welches den Umgang mit dem Verhalten erleichtern kann.
Grundsätzlich kann alles aufgestellt werden, was einen Menschen beschäftigt, z.B. auch Krankheiten, Familienregeln, Familiengeheimnisse etc. .

Beispiel:
L. leidet darunter, dass ihr Vater sich so wenig um die Familie gekümmert hat, über Jahre am Familiengeschehen desinteressiert wirkte. Beim Erstellen des Genogramms wird ihr bewusst, dass ihr Vater ein uneheliches Kind war, in einer Zeit, in der uneheliche Kinder als Schande galten. Die Mutter ihres Vaters heiratete einen Mann, der nach außen zwar die Vaterrolle einnahm, innerhalb der Familie aber immer deutlich machte, dass er nur einen Sohn habe, nämlich den jüngeren Halbbruder von L. Vater.
Die Aufstellung hilft L. dabei, zu verstehen, wie sehr ihr Vater unter der Situation litt und wie ungut seine Prägung als zukünftiger Vater dabei war.

Es gibt unterschiedliche Konzepte von Familienaufstellungen.
In Kritik geraten ist besonders die Art und Weise, die von Bert Hellinger durchgeführt wurde.
Es ist sehr ratsam, sich im Vorfeld einer Familienaufstellung genau zu erkundigen,
wie diese durchgeführt wird.

Genogramm

Als Genogramm wird die Darstellung familiärer Zusammenhänge bezeichnet.
In einem Genogramm werden häufig drei und mehr Generationen berücksichtigt.
Eingezeichnet werden auch Hochzeiten, Scheidungen, Berufe, Krankheiten, Unfälle, Schwangerschaftsabbrüche, „geheime“ Kinder, uneheliche Kinder u.v.m.
So gibt ein Genogramm oft einen erstaunlichen Blick auf sich wiederholenden Ereignisse, Familienregeln, Tabuthemen etc.

Beispiel: K. möchte gerne das Abitur nachholen und studieren. Obwohl dies ein großer Herzenswunsch von ihr ist, meldet sie sich nicht an und fragt sich, woran dies liegt.
Ihre Familie steht dem Wunsch offen und unterstützend gegenüber.
In der Genogrammarbeit sieht sie, dass sie in ihrem Herkunftssystem die Einzige seit drei Generationen ist, die einen akademischen Abschluss bekommen könnte. Sie erinnert sich daran, dass ihr Opa gerne studieren wollte, dies aus Geldmangel aber nicht machen konnte.
Ihre Loyalität dem Großvater gegenüber hindert sie daran, ihrem Herzenswunsch zu folgen.

Herkunftssystem

Das Herkunftssystem bezeichnet die leiblichen Eltern und deren leibliche Familien eines Menschen.

Beispiel: A. wurde als Baby von seinen (Adoptiv)-Eltern adoptiert. Er ist fester Teil der Familie.
Dennoch möchte er wissen, in welchem Herkunftssystem er geboren wurde um mehr über seine Wurzeln zu erfahren

Externalisieren

In der Psychotherapie ist mit Externalisieren
das Verlagern eines Gefühls, eines Problems, einer Krankheit von innen nach außen gemeint.
Oft hilft diese Methode dabei, mit Abstand auf das jeweilige Thema schauen und es dadurch leichter verstehen und oder bearbeiten zu können.

Beispiel: M. leidet darunter, schnell wütend zu werden. Als Symbol für die Wut sucht er sich einen Stein aus und legt diesen neben eine Figur, die ihn selbst darstellt.
Er findet heraus, dass die Wut mehre Gründe hat. Als die Therapeutin den Stein (die Wut) langsam von der Figur (M.) wegzieht, möchte M. die Wut nicht ziehen lassen. Er stellt fest, dass sie ihm viel Kraft gibt und er Angst davor hat, diese Kraft nicht mehr zu spüren, wenn die Wut nicht mehr da ist.
M. lernt zum einen, dass die Wut zunächst auch nützlich für ihn ist und zum anderen, wie er seine Kraft spüren kann, ohne wütend zu werden.

Traumapädagogik

Traumapädgogik beschreibt - sehr vereinfacht geschrieben - was es braucht, um den Bedürfnissen traumatisierter Kinder und Jugenlichen und deren Bezugssystemen gerecht zu werden. Eine der tragenden Säulen der Traumapädagogik ist die Haltung des gewichtigen Grundes.

Der gewichtige Grund

Die Haltung des gewichtigen Grundes ist eine der tragenden Säulen der Traumapädagogik. Damit ist die
Annahme des gewichtigen Grundes
gemeint, was bedeutet, davon auszugehen, dass (herausfordendes) Verhalten von Menschen mit traumatischen Erfahrungen eine Reaktion
auf - in der Vergangenheit - psychisch höchst bedrohliche Erlebnisse sind. Sie bilden sich als Überlebensstrategie und entspringen aus einem aktivierten körperlichen Panik - und Fluchtsystem.

Beipiel:
J. wird beim gemeinsamen Essen, ohne ersichtlichen Grund, agressiv, brüllt und verwüstet den Tisch. Vorausgegangen war, dass ein Brotkorb an ihr vorbei zu einem anderen Kind gereicht wurde. J. hat als kleines Mädchen die Erfahrung gemacht, nicht versorgt zu werden und Hunger zu leiden. Der an ihr vorbeigereichte Brotkorb erinnert sie UNBEWUSST an die schreckliche Hungererfahrung.
Ihr Gehirn signalisiert ihrem Körper große Gefahr (Hunger),
J. "geht in den Kampf",
ein körperlicher Mechanismus, der vom Gehirn bei Gefahr eingeleitet wird. Evolutionsbedingt können alle Menschen, alle Lebewesen, bei drohender Gefahr nur kämpfen oder zu fliehen (fight or fligt), um der Gefahr zu entkommen . Die übergroße Wut von J. beim Essen ist ein Ausdruck des Kampfmodus, den ihr Gehirn in dem Moment der gefühlten Bedrohung eingeleitet hat.

Wissen die Erwachsenen um J. in diesem Moment um den
gewichtigen Grund, können sie mit der Situation angemessen umgehen,weil sie J. viel besser verstehen können.

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